Dr. Lorenzet’s Gesundheits-Tipp

Fieber (Pyrexie) hat einen schlechten Ruf. Das ist verständlich: Fieber zeigt einen körperlichen Ausnahmezustand an und ist nicht gerade angenehm. Dessen ungeachtet hat Fieber auch positive Auswirkungen: Es ist davon auszugehen, dass Fieber die Abwehr des Körpers anfacht und Selbstheilungskräfte unterstützt.

Dr. Claudio Lorenzet

Oft wird vermutet, eine Krankheit sei umso gefährlicher, je höher das Fieber ist. Dies stimmt bei manchen Erkrankungen: So zeigt hohes Fieber bei einem Harnwegsinfekt oft eine Mitbeteiligung des Nierenbeckens oder des Nierengewebes an. Andererseits: Manch relativ harmlose Erkältung geht mit hohem Fieber einher, während andere, weit gefährlichere Infektionen (z. B. Formen der Hirnhautentzündung) zu vergleichsweise mildem Fieber führen. Sehr schwer verlaufende Infektionen wie etwa die Sepsis (Blutvergiftung) gehen manchmal sogar mit normalen Temperaturen oder Untertemperatur einher.

WANN ZUM ARZT?
Entscheidender als die Höhe des Fiebers ist der Zustand des Fiebernden. Hier gelten die Regeln:

  • Hochschwangere, geschwächte oder schon vorher kranke Menschen sollten frühzeitig zum Arzt.
  • Wenn unklar ist, was das Fieber verursacht, oder wenn besorgniserregende Krankheitszeichen vorliegen (wie etwa Hautblutungen), ist ein Arztbesuch angezeigt.
  • Das gilt auch bei immer wiederkehrendem Fieber oder wenn Fieber nach einer fieberfreien Zeit von wenigen Tagen oder gar trotz Behandlung wiederholt auftritt.
  • Auch bei fieberbedingten Komplikationen – etwa Fieberdelir oder Austrocknung – ist ein Arzt hinzuzuziehen.
  • Säuglinge unter sechs Monaten mit Fieber (d. h. einer Körpertemperatur von über 38,0°C) sollten vom Kinderarzt untersucht werden. Ältere Säuglinge sollten bei Temperaturen über 38,5°C und Kleinkinder bei über 39°C zum Kinderarzt, wenn sich keine Ursache wie etwa eine Erkältung feststellen lässt.

WAS TUN BEI FIEBER?
Weil davon ausgegangen werden kann, dass Fieber den Heilungsverlauf unterstützt, wird nicht zur Fiebersenkung in jedem Fall geraten. In vielen Fällen können schon einfache Massnahmen Linderung verschaffen und dem Körper helfen, mit der erhöhten Temperatur besser zurechtzukommen:

  • Ruhepausen: ob nur auf der Couch oder als strikte Bettruhe.
  • Kleidung: Luftige, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle und eine Jacke, die je nach Bedarf aus- oder angezogen werden kann.
  • Nahrung: Leichte Kost entlastet den Kreislauf, z. B. gedämpftes Gemüse oder eine leichte Suppe.
  • Flüssigkeit: Pro Grad Temperaturerhöhung benötigt der Körper zusätzlich einen Liter Flüssigkeit am Tag. Also: immer wieder zu einem Glas Wasser greifen, geeignet sind auch Tee oder verdünnte Fruchtsäfte. Oft werden im Fieberanstieg (man «fühlt sich kalt») warme oder heisse Getränke bevorzugt, ansonsten sind kühle (jedoch nicht eisgekühlte) Getränke die richtige Wahl. Sie trinken dann genug, wenn Sie in etwa so viel Wasser lassen wie an gesunden Tagen.
  • Weil gerade ältere Menschen bei Fieber viel schlafen, ist die Gefahr der Austrocknung erhöht. Hier muss oft ans Trinken erinnert oder in den Wachphasen in regelmässigen Abständen etwas zu trinken gereicht werden – auch die damit verbundene Zuwendung tut gut.