Gibt es eigentlich Studien über das Feiern? Warum fahren wir so auf Partys und Volksfeste ab? Auf der Suche nach Antworten bin ich auf Heiko Kirschner gestossen.
Er ist Soziologe an der Uni Wien, kennt sich mit Jugendkultur aus und hat die Techno-Szene erforscht. Er weiss, warum das Feiern uns so wichtig ist: Anfänglich treffen Kinder ihre Freunde und Freundinnen in Schule und Sportverein, später dann werden Partys wichtig. «Sie haben dort die Möglichkeit, sich kennenzulernen und sich auszutauschen. Wer feiert, ist nicht allein, sondern unter seinesgleichen und fühlt sich sicher», erklärt Heiko Kirschner. Eine Sicherheit, die heutzutage immer schwieriger zu finden sei. «Man hat heute so viele Freiheiten und Möglichkeiten, dass es nicht einfach ist, sich zu entscheiden. Ob vor dem Bierregal oder beim Musikgeschmack.»
Feste ermöglichen einen Ausbruch aus dem Alltag. Der steigende Leistungsdruck auf junge Menschen fördere die Lust am Exzess, ist der Forscher überzeugt. Die Freiräume, die junge Menschen im schulischen oder beruflichen Alltag haben, würden immer kleiner. In der Ausnahmesituation des Feierns spüre man dann das Bedürfnis, endlich mal ein bisschen über die Stränge zu schlagen.
Speziell in den Sommermonaten finden wir (nicht nur) in unserer Region ein riesiges Angebot an Dorf-, Vereins- oder Stadtfesten. Man hat sprichwörtlich die Qual der Wahl, sich den richtigen Anlass auszusuchen.
Da buhlen Grossanlässe wie das Züri Fäscht (5. bis 7.7.), Caliente (5. bis 7.7.), Street Parade (10.8.), Zürcher Theater Spektakel (15.8. bis 1.9.), La Tavolata (Rapperswil, 17.8.), Zürich-Open-Air (21. bis 24.8.), Schlierefäscht (30.8. bis 8.9.), Kellerfest Oetwil (6./7.9.) oder das Zürcher Knabenschiessen (7. bis 9.9.) um die Gunst der Besucher.
Wow! – Partyland Schweiz! Da sind genaue Terminplanung, Trinkfestigkeit und gute An- und Rückreiseplanung gefragt.
Ja, und dann kündigt sich in Wettingen für das kommende Jahr etwas ganz Grosses an: 975 Jahre Wettingen! Das will gefeiert sein – und wird gefeiert werden. Die Planungen für dieses zehntägige Volksfest der Superlative (14. bis 23. August 2020) sind bereits in vollem Gang.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern (digital und print) Zufriedenheit, Gelassenheit, Gesundheit und einen schönen Party-Sommer!
Von René Laemmel, Herausgeber