Das fortdauernde Informationsgewitter verursacht in der Anlegerpsyche Stress – und einfache Entscheidungen überfordern sie. Dabei liegt eine gute Lösung beim Geld-Investieren meistens ganz nahe.
Der schottische Philosoph Thomas Carlyle nahm den Informationsbias vor rund 200 Jahren vorweg, als er sagte: «Unsere Hauptaufgabe ist nicht zu sehen, was unscharf in der Ferne liegt, sondern zu tun, was unmittelbar vor uns liegt.»
Stellen Sie sich vor, sie stehen vor dem Haus, das Sie unbedingt kaufen wollen. Der Preis liegt weit über Ihrem Budget. Sie zögern, sie hadern, sie rechnen nochmals und zögern weiter. Kurzum: Sie hören nicht auf, um den heissen Brei herumzureden, anstatt die einzig richtige Entscheidung zu treffen und ein anderes Haus zu suchen. Nun stellen Sie sich vor, sie stehen vor diesem Haus, sie wollen es unbedingt kaufen und das Budget passt. Aber Sie hören nicht auf, den Verkäufer oder Makler mit Fragen zu löchern, bloss um zusätzliche Bestätigung zu erhalten. Sie stecken in der Psychofalle des Informationsbias. Ein anderes Beispiel: Sie wollen eine Aktie kaufen und suchen im Internet nach Informationen. Sie werden überflutet, doch von dem, was sie lesen, erhalten sie den Eindruck: Die Aktie ist kein Kauf. Es entgeht ihnen, dass die Aktie mehrheitlich zum Kauf empfohlen wird. Beide Beispiele stehen für den Informationsbias, bei dem die Entscheidungsfindung «gestört» ist. Immer mehr Informationen führen nicht immer zu den besseren Entscheidungen. In anderen Fällen werden nur jene Informationen gesucht, die nicht zu Aktionen verleiten.
Nicht nur die Verfügbarkeit der Informationen (der Availability Bias wurde in dieser Kolumne bereits mehrmals beschrieben) kann zu Fehlverhalten führen – auch die Verarbeitung der Informationen spielt eine zentrale Rolle in der Entscheidungsfindung.
Schauen wir einmal auf den Schweizer Aktienleitindex, den SMI mit seinem zermürbenden Kursverlauf. Die Schwergewichte von Pharma und Banken liegen auf ihm wie Blei. Auf die Probleme der Zusammensetzung des SMI habe ich schon mehrfach hingewiesen. Dabei geht vergessen, dass der SMI einige sehr interessante Aktien bietet. Wir können sie in drei Kategorien gliedern:
1. Titel mit grossem Kurspotenzial, wie Lonza, Geberit und Sika.
2. Titel, die eine konstant hohe Dividende zahlen: Swiss Re, Swisscom, Swiss Life und Zürich Insurance.
3. Den Rest können wir derzeit ignorieren.
Berücksichtigen wir die anhaltende Tatsache, dass Zinsen unter null sind und Staatsanleihen keine Performance bringen, fällt der Entscheid zum Investieren doch recht einfach. Benjamin Franklin stellte sehr richtig fest: «Die schlimmste Entscheidung ist Unentschlossenheit.» – In der Einfachheit liegt oft die Antwort, das Geld richtig anzulegen.
Mo Hlinka