Das neue Kraftwerk Dietikon wurde seit Ende letzten Jahres 2019 in Betrieb aufgenommen. Künftig liefert das Kraftwerk rund 18 Prozent mehr Strom und bietet Fischen volle Bewegungsfreiheit. Die Turbinen werden bereits getestet.
Die Bauarbeiten am Kraftwerk Dietikon befinden sich in der finalen Phase. Zurzeit wird der Oberwasserkanal noch an mehreren Stellen ausgebessert. Wasser ist noch keines darin. Bereits jetzt sehe man aber eigentlich den fertigen Zustand, sagt Chefbauleiter Michael Noll. «Das Auffälligste ist der riesige Horizontalrechen für die Fischabstiegsanlage beim Hauptkraftwerk, derzeit der grösste im deutschsprachigen Raum. Vorher gab es nur direkt vor dem Einlauf einen viel kleineren Vertikalrechen. Der neue ragt weit in den Oberwasserkanal hinein, wodurch der Kanal zu einem Teil ein Dach bekommen hat.» Der diplomierte Bauingenieur des Ingenieurunternehmens Lombardi koordiniert die Unternehmen im Auftrag von EKZ.
Der Rechen stehe so schräg, damit die Fische den Abstieg über den umgebauten Bypass schaffen. Der Abstand zwischen den Stäben des Rechens beträgt gerade mal zwei Zentimeter. Somit geraten keine grösseren Fische in die Turbine.
DER FISCHSCHUTZ STEHT IM FOKUS
Nicht nur hier hat EKZ viel für den Fischschutz aufgewendet. Auch der neue, 107 Meter lange Fischaufstieg neben dem Kraftwerk sei nach neuesten Erkenntnissen gebaut worden, erzählt Noll. Für die Lockströmung – damit die Fische den Aufstieg finden, wird eine zusätzliche Strömung erzeugt – wurde extra eine spezielle Düse eingebaut. Die Fische überwinden beim Aufstieg eine Höhe von gut 4,5 Metern. Über eine spezielle Schützenstellung werden die wandernden Fische in einem Fischzählbecken eingefangen. Nach Inbetriebnahme wird mindestens einmal am Tag während mindestens eines Jahres das Wasser abgelassen und jeder Fisch von Hand vermessen und auf Verletzungen untersucht. Danach werden die Fische über eine Rutsche wieder in den Oberwasserkanal eingesetzt. Die Wiederherstellung der Fischgängigkeit ist ein zentraler Bestandteil der Konzessionserneuerung.
DAS WASSER KANN KOMMEN
«Ursprünglich wollten wir den Kanal bereits Ende August wieder füllen. Damit müssen wir aber bis Mitte November warten, weil das Tiefbauamt des Kantons derzeit die Brücke der Überlandstrasse über den Oberwasserkanal erweitert», sagt Noll. Im Kraftwerksgebäude sind die Turbinen aber schon fertig eingebaut und angeschlossen. «Seit Mitte August wurden die Maschinengruppen trocken in Betrieb genommen. Läuft alles gut, wird bald nass getestet», erklärt der Experte. Der richtige Probebetrieb hat nach Abschluss aller Tests kurz vor Weihnachten begonnnen. Die Turbinen produzierten dann schon Strom.
Blickt Noll zurück, hat er vor allem positive Erinnerungen an die letzten 18 Monate. «Die Bauzeit der beiden Kraftwerke war sehr sportlich. Wir haben im Februar 2018 begonnen, und Ende August 2019 waren wir bereits fertig.» Dass dies möglich gewesen sei, habe sehr stark mit den beteiligten Unternehmen zu tun.
«Das Miteinander hier in Dietikon war wirklich bemerkenswert. Alle haben immer versucht, pragmatische Lösungen über kurze Entscheidungswege zu finden. So kamen wir voran und man ging gern auf die Baustelle.» Die Arbeit zahlt sich aus: Das Kraftwerk wird künftig erneuerbare Energie für 4500 Vierpersonenhaushalte produzieren und zu einer bedeutenden Verbesserung der Lebensräume für Fauna und Flora beitragen.
Quelle: Zweitverwertung aus EKZ Blue Nr. 3-2019
Text von Sophia Siegenthaler und Annette Hirschberg
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