Faszination gelbe Filzkugel: Bis in die 1970er-Jahre eher eine Randsportart, wurde sie durch Björn Borg populär. 263 km/h war der schnellste Aufschlag und die meisten Asse in einer Saison – und das gleich in drei Saisons – schaffte Goran Ivanisevic. Jetzt, wo sich die grandiosen Karrieren von Roger Federer und Stanislas «Stan» Wawrinka langsam dem ende zuneigen, sollen hier die zehn besten Tennisspieler aller Zeiten ermittelt werden. Entscheidend sind die Faktoren Führung in der Weltrangliste, Grand-Slam-Titel, Einzelsiege und Siegerquote. Die Top Ten der erspielten Preisgelder sind auch aufgeführt, beeinflussen die Platzierungen wegen der Inflation nur am Rande.
10 – Lleyton Hewitt
Der als Rüpel verrufene Australier, der auch gerne mit den Schiedsrichtern streitet, liegt aktuell auf Platz 109 der Weltrangliste. Seinen ersten Sieg errang er 1998 in Adelaide auf Hartplatz gegen Jason Stoltenberg. Besonders an diesem Sieg ist nicht nur, dass es sein erstes Jahr in seiner Profikarriere war, sondern dass er damals in der Weltrangliste nur auf dem 550. Platz figurierte. 612 Spiele entschied Hewitt für sich, hatte aber kein besonders gutes Händchen in Grand-Slam-Turnieren. So verlor er 2004 bei allen Grand Slams gegen den späteren Sieger und 2005, bei den Australian Open, vor Heimpublikum ebenfalls im Finale. In diesem Punkt hält er den Weltrekord: Kein Tennisspieler verlor öfter gegen den späteren Sieger. Insgesamt führte Hewitt 80 Wochen die ATP-Rangliste an und war 2001 jüngster Spieler an der Spitze. Im Einzel gewann er 2001 die US Open und ein Jahr später Wimbledon überraschend, weil er kein Rasenspezialist ist. Im Doppel verbuchte er einen Grand-Slam-Titel mehr. Beeindruckend an Lleyton Hewitt ist ausserdem die mentale Stärke, mit der er sich nach Verletzungen immer wieder zurückkämpfte. Bereits früh plagten ihn Knieprobleme und 2008 wurde er das erste Mal an der Hüfte operiert, 2010 das zweite Mal. 2014 gewann er sein 600. Spiel und das trotz Metallplatte im linken Knie, die er zwei Jahre zuvor eingesetzt bekam. Mit 20,5 Millionen Dollar Preisgeld nimmt er in dieser Kategorie den 7. Platz ein, in der Kategorie «Stehaufmännchen» allerdings klar die Nummer 1.
9 – Andre Agassi
Mit seinen bunten Outfits ist der US-Amerikaner sicher die Nummer 1 unter den schrillen Vögeln und auch die 21 Jahre dauernde Karriere ist eine der längsten im Herren-Tennis. 101 Wochen lang führte Agassi, dessen Markenzeichen früher eine lange Mähne war und seit 1995 der kahlrasierte Schädel ist, die ATP-Weltrangliste an. Auch gehört er den sieben Spielern an, die jedes Grand-Slam-Turnier mindestens einmal gewonnen haben, und in Summe trug er acht Grand-Slam-Pokale in sein Wohnzimmer. 1996 gewann Andre Agassi Olympiagold und war Teil des erfolgreichsten amerikanischen Davis Cup Teams. 1997 kam nach einer Verletzung der grosse Absturz, und die Dopingkontrolle verlief positiv, wobei er sich damit herausredete, vom Glas eines Kollegen getrunken zu haben. Einige Jahre später dann das Geständnis: In seiner Autobiografie gab Agassi zu, dass er in seiner schweren Zeit Drogen konsumierte. Wie sehr er diese Zeit bereute, zeigte sich 1999, das zu seinem erfolgreichsten Jahr wurde. Und in dieser Zeit lernte er auch seine zweite Frau, die deutsche Tennisspielerin Steffi Graf, kennen, mit der er seit 2001 verheiratet ist. 2006 beendete Andre Agassi seine Karriere während der US Open mit Tränen in den Augen. Trotz Ankündigung waren die Fans überrascht und zollten einem der besten Tennisspieler zum Abschied Standing Ovations. Auch nach seiner aktiven Karriere, die ihm Preisgelder von 31,1 Millionen Dollar einbrachte, blieb Agassi dem Tennissport treu und sein Aufschlag war während der Profizeit nie so schnell. Nicht gerechnet hat er allerdings damit, dass Thomas Muster einem Ballmädchen den Schläger überreichte – und die entschied den Punkt für sich. Seinen ganzen Einsatz widmet er jedoch einem gänzlich anderen Projekt: In Las Vegas errichtete er eine Schule für Kinder aus sozial schwachen Familien. Platz 9 in den Top Ten der besten Tennisspieler, aber Platz 1 für soziales Engagement.
8 – Novak Djokovic
Über 88 Millionen Dollar Preisgeld, was ihm in dieser Kategorie Platz 2 einbringt, erspielte der Serbe mit 677 gewonnenen Spielen bereits. Es dürften allerdings noch mehr werden, denn aktuell führt er die ATP-Rangliste an und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Zehn Grand-Slam-Titel gewann er bis dato und stand 2007 überhaupt als erster Serbe im Finale der US Open. Bei den Australian Open scheint Djokovic ein Abo auf die Titel zu haben, denn dieses Grand-Slam-Turnier gewann er fünfmal, davon dreimal hintereinander. Genervt sind seine Gegner vom extralangen Auftippen der gelben Filzkugel vor einem Aufschlag, aber diese Konzentrationsübung dürfte dazu führen, dass er im Ranking der längsten Weltranglistenführung noch weiter nach oben klettert. 169 Wochen sind es bis jetzt und damit belegt er aktuell den 5. Platz, genauso wie übrigens mit der Siegerquote von 81,12 Prozent. Privat ist er ein Scherzvogel und parodiert liebend gerne Tenniskollegen. Auch Boris Becker, und das in perfektem Deutsch. Darüber, dass der Geldregen nach der aktiven Karriere als Tennisspieler versiegt, braucht sich Djokovic ebenfalls nicht zu sorgen, nennt er doch in seinem Heimatland eine Restaurantkette sein eigen.
7 – Björn Borg
Als Sunnyboy mit langen Haaren und buntem Stirnband spielte er sich in die Herzen der gesamten Bevölkerung und leistete seinen Beitrag, dass Tennis zum Massensport wurde. Mit elf Grand-Slam-Titeln belegt er in dieser Kategorie den 4. Platz, erspielte aber trotzdem nur bescheidene 3,6 Millionen Dollar. Zu seiner Zeit waren aber auch die Preisgelder nicht so hoch. In der ATP-Rangliste belegt er mit 109 Wochen an der Spitze Platz 8. Mit einer Siegerquote von 82,74 Prozent belegt er Rang 2 und die brachte ihm 608 Einzelsiege. 1972 gewann er mit nur 15 Jahren sein erstes Davis Cup Match und holte sich den Titel in Wimbledon bei den Junioren. Massgeblich beteiligt war Björn Borg auch an einer neuen Spieltechnik, die die Reaktionszeit der Gegner gravierend verkürzte. Diese Technik zählt heute zur Routine. Seine nicht erkennbaren Emotionen trugen dazu bei, dass ihm der Spitzname «Ice-Borg» verliehen wurde. Schuld daran ist ein Wutanfall in Anfangszeiten, wegen dem er monatelang gesperrt war. Was die Gegner allerdings noch mehr verwirrte, war der Umstand, dass er weder aus der Puste kam noch während der Partien ein schweissverklebtes T-Shirt wechseln musste: Mit der gleichen Selbstdisziplin, mit deren Hilfe er seine Gefühle unterdrückte, trainierte er wie ein Besessener an seiner Fitness. Zugute kam ihm diese Einstellung vermutlich auch nach wirtschaftlichen Misserfolgen, wegen der er 1996 Insolvenz anmelden musste. Heute hat sich der Vater zweier Kinder davon mehr als erholt und vertreibt erfolgreich seine Bekleidungskollektionen.
6 – John McEnroe
Legendär sind die Wutausbrüche des US-Amerikaners und sie brachten ihm sogar zwei massgeschneiderte, wenn auch kleine, Kinorollen ein. In seiner aktiven Rolle als Tennisspieler erspielte John McEnroe 12,5 Millionen Dollar und das trotz 170 Wochen an der Spitze der ATP-Rangliste. Ein Grund dafür dürfte wohl der Umstand sein, dass von den zahlreichen Turniersiegen nur sieben Grand-Slam-Titel dabei waren. Fleissig war er aber allemal, denn mit 875 Einzelsiegen belegt er Platz 3 in dieser Wertung und auch seine Siegerquote von 81,55 Prozent kann sich sehen lassen. Nicht sehr vielfältig war seine Spielweise, die auf Rasen- und Hartplätze optimiert war, und das führte dazu, dass er die French und Australian Open nie gewann. Verwunderlich ist die Tatsache, dass der wütende John McEnroe mit seinen Doppelpartnern erstaunlich gut auszukommen schien. Gleich 253 Wochen führte er diese Rangliste an und das brachte ihm den Titel «erfolgreichster Doppelspieler» inklusive neun Grand-Slam-Titel mit Partner. Privat geht es derzeit etwas turbulent zu, denn sein ältester Sohn wurde wegen Drogenbesitz festgenommen. Wie bereits auch seine Mutter Tatum O’Neal, mit der John McEnroe sechs Jahre verheiratet war. Glücklicher verläuft da schon die zweite Ehe mit der Sängerin Patty Smith, mit der er seit 1997 verheiratet ist und die er schon mal mit der Gitarre begleitet.
5 – Rafael Nadal
Geboren auf der Lieblingsinsel der Deutschen und Kind einer sportbegeisterten Familie, spielte Nadal in seiner Jugend lieber Fussball. Vorbild dürfte wohl ein Onkel gewesen sein, der für den FC Barcelona dem Lederball nacheilte.
Ein Glück, dass ein anderer Onkel, der ihn noch heute trainiert, sein Tennistalent erkannte und so weit förderte, dass er als Siebenjähriger sein erstes Turnier gewann. Als 16-Jähriger entschied er sich für eine Profikarriere und brach dazu sogar die Schule ab. Ausgezahlt hat es sich, denn aktuell liegt der Mallorquiner an 7. Stelle der ATP-Weltrangliste und in der Gesamtwertung mit 141 Wochen an 7. Stelle. 14 Grand-Slam-Titel holte er in seiner noch jungen
Karriere, unter anderem neunmal den Titel bei den French Open. Ausserdem
hält er zwei Weltrekorde: Mit 81 Siegen in Folge auf Sandplatz und acht Siegen hintereinander bei den Masters in Monte Carlo. Trotz dessen Rafael Nadal
Rechtshänder ist, spielt er mit der linken Hand und das führt dazu, dass seine
Vorhand extrem schlagkräftig ist. Zudem liebt er extreme Winkel und bringt
seine Gegner damit regelmässig zur Verzweiflung. Quasi zum guten Ton gehört im Spitzentennis ein Tick, und seiner ist die Sache mit den Wasserflaschen. Nicht nur, dass er stets zwei auf den Centercourt mitnimmt, müssen auch die Etiketten immer in eine Richtung zeigen. Beim Preisgeld holt sich Rafael Nadal mit 73,8 Millionen Dollar den 3. Platz und das setzt er auch für gute Zwecke ein. In seiner Heimat baut er gerade eine Tennisschule für Kinder.
4 – Pete Sampras
Wären seine Eltern in ihrer Heimat Griechenland geblieben, wäre aus Pete Sampras wohl eher nicht einer der besten Tennisspieler der Welt geworden. Seine Liebe zum Tennisschläger entdeckte er mit neun Jahren und entgegen seines Mentors wollte der junge Pete Sampras partout nicht gegen ältere Spieler antreten. Geholfen hat sein Trainer Pete Fischer jedoch in einer anderen Hinsicht: Gleich wie Björn Borg waren ihm Emotionen am Centercourt nicht anzusehen. Hintergrund war allerdings kein Wutausbruch in jungen Jahren, sondern mentale Arbeit und stundenlanges Studium von Tennisgrössen. 1990 kam mit dem Titelgewinn der US Open der erste grosse Triumph, dessen Wiederholung ein paar Jahre auf sich warten liess. Bis zu den US Open 1993 gewann er keinen Grand-Slam-Titel mehr, schied sogar immer relativ früh aus. Was Pete Sampras in jungen Jahren verwehrt blieb, holte er später wieder auf. In Wimbledon hielt er sieben Titel und diesen Rekord teilt er seit 2012 mit Roger Federer. Bei den Grand-Slam-Erfolgen liegt er mit 14 Pokalen ebenfalls an 2. Stelle. Ein Rekord bleibt ihm allerdings: Die meisten Asse in einer Saison verbucht er für sich und das gleich für zwei Jahre, 1993 und 1995. Den 2. Platz belegt Pete Sampras auch hinsichtlich der meisten Wochen an der Spitze der ATP-Weltrangliste und an 4. Stelle hinsichtlich des erspielten Preisgeldes, das mit 43,2 Millionen Dollar aber noch immer ein schönes Sümmchen ist.
3 – Ivan Lendl
Relativ lange im Profitenniszirkus zu Hause war der im heutigen Tschechien geborene Ivan Lendl. Grand-Slam-Turniere gewann er für den 3. Platz der zehn besten Tennisspieler der Welt relativ wenig, nämlich acht, und auch das Preisgeld liegt mit 21,2 Millionen Dollar eher im hinteren Bereich. Aber Ivan Lendl hielt sich 270 Wochen ganz oben in der ATP-Weltrangliste und mit 1071 gewonnenen Einzelspielen heimst er in dieser Kategorie die Silbermedaille ein. Drei Jahre in Folge gewann er die US Open, dreimal French Open und zweimal die Australian Open. Einzig verwehrt blieb ihm ein Sieg am königlichen Rasen in Wimbledon, aber das dürfte ihn nicht lange gestört haben, gilt er doch als sehr bodenständig, frei von jeglichen Allüren. Dass er trotz seiner Erfolge nicht abgehoben ist, beweist auch die Tatsache, dass er seit 1989 verheiratet ist und mit seiner Frau fünf Töchter hat. Vier davon tingeln ebenfalls als Profi- sportlerinnen durch die Weltgeschichte.
2 – Jimmy Connors
Auch nur acht Grand-Slam-Turniere gewonnen hat Jimmy Connors, der seine Karriere Anfang der 1970er-Jahre begann. Das erklärt auch die verhältnismässig wenigen 8,4 Millionen Dollar Preisgeld. Warum er hier in den Top Ten der besten Tennisspieler den 2. Platz belegt, liegt zum einen an den 1222 Einzelsiegen, mit denen er diese Liste mit Abstand anführt, und zum anderen an der Dauer in den Top 100 der ATP-Weltrangliste, in der er sich 19 Jahre lang halten konnte. Für die zwölf Jahre in den Top Drei hält er sogar heute noch den Rekord, und 160 Wochen lang nahm er die Führung ein. Diesen Rekord hielt er bis 2007. Bekannt wurde Jimmy Connors als Rebell und das brachte ihm überdies eine Sperre bei den French Open 1974 ein, die er allerdings auch in späterer Folge nie gewann. Dafür aber fünfmal die US Open, zweimal Wimbledon und einmal die Australian Open. Rekordverdächtig ist bei Jimmy Connors auch die Dauer der Profikarriere, die er erst im Alter von 43 Jahren beendete, und die 109 Turniersiege sind auch ungeschlagen. Weniger rebellisch als seine Einsichten auf dem Tennisplatz ist sein Privatleben, ist er doch seit 1980 mit Patti McGuire verheiratet und Vater zweier Kinder.
1 – Roger Federer
Roger Federer zählt bereits während der aktiven Profikarriere als bester Tennisspieler der Welt. Dazu beigetragen haben nicht nur 17 Grand-Slam-Titel, unter anderem sieben Siege in Wimbledon, sondern auch die 302 Wochen an der Spitze der ATP-Weltrangliste. Viele rechnen auch damit, dass er in der Wertung der meisten Einzelsiege auch bald Ivan Lendl eingeholt haben wird und dort den 2. Platz einnimmt. Der Vater von gleich zwei Zwillingspärchen hält aber auch noch andere Rekorde: Gleich in drei Jahren gewann er drei Grand-Slam-Turniere und das ist bereits einige Jahre her. An der Spitze spielt Roger Federer nach wie vor mit, aktuell liegt er in der Rangliste an 3. Stelle. Ungeschlagen ist er auch hinsichtlich des Preisgeldes, das ihn mit 95,2 Millionen Dollar mit grossem Abstand an die 1. Stelle hievt. Seine Vielseitigkeit bescherte ihm fünf Siege bei den US Open und vier bei den Australian Open. Lediglich der Pariser Sand wird kein Freund und so gewinnt er die French Open nur ein einziges Mal. Dafür hält er den Rekord der längsten Siegesserie gleich auf zwei Belägen, nämlich mit 65 auf Rasen- und 56 auf Hartplätzen, und auch bei anderen Rekorden ist davon auszugehen, dass sie nicht so schnell einzuholen sind. Roger Federer verdient seinen 1. Platz bei den Top Ten der besten Tennisspieler.