Ghosting ist ein Dating-Phänomen, welches darin besteht, dass Personen plötzlich und ohne jede Begründung den Kontakt abbrechen und von da an unerreichbar sind. Dies ist besonders bei Online-Dating häufig. Bei Betroffenen kann dies zu Verwirrung, Selbstzweifeln, Trauer oder Wut oder führen.
Die psychologische Partnervermittlung Gleichklang.de fand in einer Studie heraus, dass fast jeder dritte ihrer Mitglieder bereits Ghosting erlebte und jedes sechste Mitglied selbst zu Ghosting gegriffen hatte. Hauptursachen waren dabei Zweifel ob die andere Person zu einem passte, eine als unangenehm erlebte Kommunikation, belastende eigene Lebenssituationen, Krankheiten oder Depressionen, Anstrengung und Belastung durch Schreiben von Nachrichten, Hemmungen, eine Absage zu senden, sowie einfaches Vergessen.
An der Untersuchung beteiligten sich 1138 Mitglieder, unter ihnen 642 Frauen, 481 Männer und 15 non-binäre Personen im Alter von 18 bis 84 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 50,56 Jahren. Die Befragung wurde online durch den Psychologen Guido F. Gebauer durchgeführt und ausgewertet.
In der Untersuchung zeigten sich nahezu keine Einflüsse von Alter, Geschlecht und Bildungsstand auf die Häufigkeit von eigenem Ghosting-Verhalten oder der verschiedenen Begründungen.
Statistisch signifikant, aber ausgesprochen geringfügig waren lediglich Zusammenhänge zum Alter in dem Sinne, dass ältere Menschen etwas seltener von Ghosting betroffen waren, seltener selbst zu Ghosting griffen und zudem von älteren Menschen Belastung durch Dating-Anforderungen und Hemmungen beim Dating-Prozess seltener als Gründe für eigenes Ghosting benannt wurden.
Die Ursachen für Ghosting sind vielgestaltig. Der häufigste Grund ist, dass die andere Person als nicht passend oder sogar als negativ oder die Kommunikation als anstrengend, langweilig oder belastend erlebt werde. Mit Negativem wollen sich Menschen oft nicht auseinandersetzen und das Verschwinden werde hier als der einfachere Weg wahrgenommen.
Ghosting-Verhalten könne aber auch rein innerhalb der «verschwundenen» Person liegen. Beispiele seien eine schwierige oder stressreiche Lebenssituation, Depressionen, Erkrankungen, eine geringen Bereitschaft oder Fähigkeit, Anforderungen des Dating-Prozesses zu erfüllen oder spezifisch auf das Dating bezogene Hemmungen und Ängsten. Hierzu gehöre auch die Angst, eine Absage zu erteilen, ob aus Scham und schlechtem Gewissen oder aus Sorge, den anderen zu verletzen.
So könne Ghosting sogar Personen betreffen, von denen sich Menschen angezogen fühlten und mit denen sie gerne eine Beziehung aufnehmen würden. Eigene Überforderung oder persönliche Probleme könnten dazu führen, dass zu einer als passend und sympathisch erlebten Person der Kontakt plötzlich und ohne Angabe von Gründen abgebrochen werde. Dies können auch die Angst vor der eigenen Courage sein, eine Beziehung wirklich zu beginnen.
Schliesslich lägen dem Ghosting manchmal sogar gar keine keine tiefgreifenden Gründe zugrunde, sondern die Antwort werde kurzzeitig aufgeschoben und dann vergessen. Falle es dann auf, meinten die Betreffenden, es sei bereits zu spät.
Studien zeigten, dass Ignorieren für Menschen weitaus schmerzvoller sei als direkte Zurückweisung. Personen, die Ghosting betreiben, sollten sich daher nach Gebauer Ghosting nicht damit schönreden, dass sie andere nicht verletzen wollten. Auch sei es nie zu spät, eine Situation aufzuklären, wenn eine Antwort vergessen worden sei. Sachlage sei, dass bei vielen Menschen, die von Ghosting betroffen seien, das plötzliche Verschwinden der anderen Person einen Leerraum hinterlasse, der von manchen gefüllt werde mit Irritation, Grübeln, Selbstzweifeln, Hilflosigkeit, Trauer, Ärger oder Wut. Dating-Plattformen sollten es daher zum Teil ihrer Community-Regeln machen, dass Kontaktabbrüche erklärt werden und Ghosting unterlassen werden sollte. Wem Absagen schwerfielen, der könne sich eine freundliche Vorlage zurechtlegen und diese dann einfach versenden.
Ghosting werde sich allerdings nie ganz vermeiden lassen. Zu hoch sei die Versuchung, sich einer Klärung oder Begründung durch einfaches Verschwinden zu entziehen. Für die Online-Partnersuche sei es daher wichtig, sich auf die Möglichkeit von Ghosting innerlich vorzubereiten, sich dadurch eine dickere Haut zurechtzulegen und bei erlebtem Ghosting nicht in Selbstzweifel zu verfallen.
Quelle www.gleichklang.de
Gleichklang.de ist eine psychologisch ausgerichtete Kennenlernplattform, die seit 2006 im internet ihre Dienste anbietet. Gleichklang wendet sich an Menschen mit sozial-ökologischen Denkweisen. Gleichklang hat sich zusätzlich darauf ausgerichtet, Personen mit besonderen oder seltenen Merkmalen bei ihrer Partnersuche und Freundschaftssuche zu unterstützen.
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