Als Managing Director des 500er-ATP-Turniers in Basel hat Geschäftsführer Patrick Ammann schon viel erlebt. Dass aber zwei Mal in Folge pandemiebedingt der grösste wiederkehrende Sportanlass der Schweiz abgesagt wird, sprengt jede Vorstellungskraft. Aus aktuellem Anlass haben wir uns mit Patrick Ammann zu einem Interview verabredet.
«trends & style»: Anfang Juni 2021 kam es, wie es wohl kommen musste. Wie tief hat Sie die neuerliche Absage getroffen?
Patrick Ammann: Nach dem letztjährigen Ausfall – der 50-jährigen Jubiläumsveranstaltung – und aufgrund des unberechenbaren Pandemie-Verlaufs in den letzten Monaten musste ich mit einer erneuten Absage rechnen. Somit hält sich meine Enttäuschung in Grenzen und ich bin gedanklich längst im 2022.
Wie lange sind Sie nun schon operativ für die Swiss Indoors tätig?
Seit 1994, also 27 Jahre.
Konnten Sie die wichtigsten Sponsoren für 2022 wenigstens halten?
Wir konnten rund 80 Prozent der bestehenden Partner für die Swiss Indoors 2022 wieder gewinnen beziehungsweise über- tragen. Es gibt Abgänge, die zu ersetzen sind, was nicht einfach ist und nicht überrascht, in dieser für viele Unternehmen herausfordernden Zeit.
Welches waren die zentralen Punkte, weshalb die Swiss Indoors die Austragung Ende Oktober bereits im Juni absagen mussten?
Nach Stand Juni war es uns mit dem besten Willen nicht möglich, unsere Grossveranstaltung für den kommenden Herbst anzukündigen. Zu viele Fragen blieben offen und Zeit für eine weitere Abwägung blieb keine mehr. Ein reibungsloser Ablauf der Swiss Indoors Basel im gewohnten Format bei neun Turniertagen und einem Zuschaueraufkommen von 10’000 Personen pro Tag, die sich allesamt in Innen- räumen bewegen, konnten wir nicht gewährleisten.
«Nach Stand Juni war es uns mit dem besten Willen nicht möglich, unsere Grossveranstaltung für den kommenden Herbst anzukündigen.»
Inwiefern wäre eine Durchführung in einem abgespeckten Format ein Thema gewesen? Hätte es Konflikte mit Sponsoren gegeben?
Dies war für uns keine Option. Die Swiss Indoors im gewohnten Format durchzuführen, sind wir Spielern, Fans, Sponsoren und Trägerschaften gegenüber schuldig. Für uns stellte sich lediglich die Frage: richtig oder gar nicht?
Welche finanziellen Folgen hat die erneute Absage für die Swiss Indoors?
Die Turnier-Absagen 2020 und 2021 haben Verluste im siebenstelligen Bereich zur Folge.
Wie waren die Rückmeldungen der Zuschauer, Kunden und vielleicht auch von Spielern?
Positiv, da praktisch allen Beteiligten die Sicherheit und die Klarheit am wichtigsten waren. Die Zuschauer und Partner hatten die Wahl, ihre Reservation zu annullieren oder auf das neue Jahr zu übertragen. Letzteres traf erfreulicherweise auf die grosse Mehrheit zu.
Herr Ammann, wenn Sie die ATP-Turniere sehen, die durchgeführt werden (inkl. Wien), muss Ihnen das Herz bluten. Oder?
Es freut mich, dass andere Turniere, in welcher Form auch immer, stattfinden können. Wie wir wissen, gelten in anderen Ländern unterschiedliche Auflagen und Vorgaben. Für die Schweiz hat der Bundesrat im letzten Jahr nur wenige Wochen vor Beginn der Swiss Indoors Basel entschieden, wegen COVID-19 sämtliche Veranstaltungen ab 50 Personen zu verbieten. Ich bin froh und dankbar, haben wir damals frühzeitig die für uns einzige und richtige Entscheidung getroffen und das 50-jährige Jubiläums-Turnier abgesagt. Dadurch konnten wir einen noch grösseren Schaden abwenden.
Auch in diesem Herbst wissen wir nicht, wie sich die Corona-Situation für die In- door-Saison präsentiert. Weitere ATP-Turniere, welche im Oktober hätten statt- finden sollen, wurden ebenso abgesagt.
Wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie unter dem Jahr für diesen einen Anlass?
Vor Corona waren es 12 Festangestellte und rund 600 Mitarbeitende während dem Turnier.
Viele wünschten sich, junge Spieler wie Dominic Stricker, Leandro Riedi, Marc- Andrea Hüsler oder den etwas älteren Sandro Ehrat in Basel zu sehen. Lässt sich da was machen?
Sandro Ehrat hat bereits in Basel gespielt, und wenn Sie in die Vergangenheit blicken, stellen Sie fest, dass die Swiss Indoors von jeher den jungen Schweizern mit einer Wildcard für die Qualifikationsspiele oder für das Hauptturnier den Vorzug gegeben haben, obschon internationale Spieler oft weit besser klassiert waren.
Die nächsten Swiss Indoors sind vom 22. bis 30. Oktober 2022 geplant. Welche Änderungen erwarten die Besucher?
Sollte es nennenswerte Änderungen geben, werden wir wie gewohnt im Frühling/Sommer 2022 darüber informieren.
Vielleicht eine etwas absurde Frage, aber spielen Sie selber auch Tennis?
Warum absurd? Ich spiele Tennis, wenn auch auf einem sehr bescheidenen Niveau und wenn mein Rücken es zulässt.
Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen nur mit einem Wort oder einem kurzen Satz:
- Die Swiss Indoors bedeuten mir: Beruf und Leidenschaft vereint
- Der nächste Schweizer Tennisstar heisst: DS
- Lieblingssportarten (nebst Tennis): Skifahren
- Familie: Eine wunderbare Frau und zwei grossartige, erwachsene Kinder
- Mein Musikstil: Ich passe mich der Situation an.
- Lieblingsessen: Hörnli und Ghackets
- Bier oder Wein?: Wein
- Lieblingssommerdestination: Überall, wo es warm ist.
- Basler Fasnacht: In jungen Jahren als Tambour und Pfeifer aktiv.
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