Roger Schäli gehört seit Jahren zu den besten Allround-Alpinisten der Welt. Nun ist dem Sörenberger gelungen, was seinem szenenbekannten Übernamen «Mister Eiger» alle Ehre erweist: Roger Schäli hat zum 50. Mal seinen Lieblingsberg durchstiegen.
«Der Eiger bedeutet mir sehr viel», sagt Roger Schäli, und es hört sich an wie eine Liebeserklärung. «Keinen anderen Berg kenne ich besser und an keiner anderen Wand habe ich mehr Zeit verbracht. Auch wenn mir der Eiger sehr vertraut ist: Er bleibt ein Mythos mit vielen magischen, aber auch tragischen Geschichten. Je mehr ich am Eiger klettere, umso enger fühle ich mich mit dem Berg verbunden und desto stärker repräsentiert er meine Bergsteiger-Karriere.»
MEHRERE BEMERKENSWERTE EIGER-TOUREN INNERT WENIGER TAGE
Im Spätsommer war es so weit: In einer Zweier-Seilschaft mit Lucien Caviezel gelang Roger Schäli über die Route «Löcherspiel» sein 50. Eiger-Durchstieg. Mit ihren Gleitschirmen flogen sie dann über die Eiger-Westflanke ins Tal. Einen Tag später gelang derselben Seilschaft nach dem Aufstieg über den Mittellegigrat ein Gleitschirm-Start vom Eiger-Gipfel. Das gute Wetter nutzte Schäli am Folgetag nochmals für eine komplette Rotpunktbegehung der bekannten und anspruchsvollen Route «Deep blue sea» (Schwierigkeitsgrad 7b+, Länge 300 m). Das Highlight des Sommers war jedoch die erste eintägige Rotpunktbegehung der schweren Mehrseillängentour «La Vida es Silbar» zusammen mit Sean Villanueva O‘Driscoll. Die 900 Meter lange Kletterroute weist einen Schwierigkeitsgrad von 7c+ auf.
«DEMUT VOR DEM BERG»
«50 komplette Eiger-Durchstiege sind eine beeindruckende Zahl», freut sich Roger Schäli. «Aber man muss auch demütig gegenüber dem imposanten Berg sein. So vielen Erfolgserlebnissen stehen auch ebenso viele Versuche gegenüber. Der Eiger ist unerbittlich. Ich bin Dutzende Male in der Nordwand geklettert, ohne oben auf dem Gipfel oder an der Westflanke auszusteigen.»
Die grossen Eiger-Routen im kompletten Freikletterstil zu wiederholen benötigt zumeist mehrere Jahre, bis alles perfekt zusammenpasst. In Schälis längstem Eiger-Projekt «Japaner Direttissima» hatte er sieben Jahre minutiöse Planung, disziplinierte Vorbereitung, hartes Training und unzählige Versuche investiert, bis er endlich oben auf dem Gipfel stand. «Manchmal muss man vernünftig sein und wieder umkehren. Das kann psychisch und physisch sehr hart sein. Dafür ist es umso schöner, wenn man ein andermal gesund den Gipfel erreicht. Diese enge Auseinandersetzung mit sich und der Natur – das ist das Faszinierende am Alpinismus.»
DER ERSTE EIGER-ERFOLG
Seine erste Eiger-Besteigung realisierte Roger Schäli im Alter von 18 Jahren über den Mittellegigrat. Gut ein Jahr später durchstieg der Sörenberger erstmals die prestigeträchtige Eigernordwand – gemeinsam mit Markus Iff – durch die Lauper-Route.
Bekannt wurde Roger Schäli 2002 durch seine Erstbegehung am Arwa Spire im indischen Himalaya-Gebirge. Dafür wurde er für den «Piolet d’Or» nominiert. Schäli ist einer der wenigen Alpinisten, der die Patagonien- Trilogie des Cerro Torre, Torre Egger und Cerro Standhardt klettern konnte. 2008 gelang ihm während der ersten sechs Wochen des Jahres die Begehung der sechs grossen Nordwände der Alpen. Damit setzte er einen neuen Rekord. Doch Roger Schälis Heimat ist der Eiger. Zu seinen inzwischen 50 erfolgreichen Begehungen des Berges zählen vier Erstbegehungen – mit «Odyssee» (8a+, 900 m) auch die aktuell schwerste Felsroute – und mehrere erste freie Begehungen wie beispielsweise der «Japaner Direttissima» (8a, 1800 m, M5).
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